SHIFT 2020
Dr. Nina Mika-Helfmeier, Leiterin der Stabsstelle Kultur der StädteRegion Aachen, hat dem Kulturausschuss jüngst das städteregionale Kulturprogramm des laufenden Jahres vorgestellt und die Erweiterung des Projekts SHIFT angekündigt. Die Vorschläge wurden von allen Fraktionen begrüßt. Mit diesem positiven politischen Votum ist also auch die SHIFT-Erweiterung auf den Weg gebracht.
Interessierte Fotograf(inn)en aus der Region können sich gemäß Ausschreibung bis Anfang September 2019 um Aufnahme in das Projekt SHIFT bewerben. Die Ausschreibung lässt sich hier kostenlos herunterladen. Bewerbungen von interessierten Fotograf(inn)en aus der Städteregion sowie der Euregio mit angrenzendem Rheinland sind ab sofort willkommen. Was hierfür einzureichen ist, ist der Ausschreibung zu entnehmen.
lm Frühsommer des Jahres 2000 hieß es in Monschau, dass nach 46-jähriger Pause die Festspiele auf der über 800 Jahren alten Burg Monschau eine Wiederbelebung erfahren sollten. Vorausgegangen war eine Initiative des Monschauer Unternehmers und heutigen Ehrenbürgers Hans Georg Weiss, der unter dem Begriff „Monschau-Klassik" seiner Vision einer kulturell herausragenden Veranstaltungsreihe mit großen Werken aus der Welt der Oper Ausdruck verleihen wollte. Aus dem gewagten Experiment ist 20 Jahre später ein etabliertes und überregional beachtetes Sommer Festival geworden, dessen musikalisches Spektrum immer bunter und vielfältiger wurde.
Der Fotograf und langjährige Tageszeitungsredakteur beim Zeitungsverlag Aachen, Peter Stollenwerk aus Steckenborn, hat das Festival von den Entstehungstagen bis heute journalistisch intensiv begleitet. Bei zahlreichen Veranstaltungen auf der Burg Monschau hat er Szenen und Augenblicke rund um die Burgbuhne mit der Kamera festgehalten lm Kreuzgang der städtischen Galerie im Aukloster zeigt er nun anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Monschau-Festivals eine Auswahl seiner visuellen Eindrücke. Die Bilddokumentation beleuchtet im Zeitraffer in über 100 Fotos kleine und große Momente der Festival-Jahre 2000 - 2018 hinter, vor und auf der Bühne - von Aida bis zur Zauberflöte, von Heino bis Jethro Tull.
Die Fotoausstellung "20 Jahre Monschau-Festival" im Kreuzgang des Auklosters Monschau, Austr. 7, ist vom 4. bis 25. August 2019 zu sehen.
Eintritt frei!
Öffnungszeiten:
4. bis 25. August 2019
Samstag & Sonntag: 11–17 Uhr
Dienstag bis Freitag: 14–17 Uhr
VERNISSAGE
Sonntag, 4. August
12 Uhr
SHIFT 2019
Eröffnung am 17. Februar 2019 um 12 Uhr im KuK Monschau
Ausstellungsdauer: 17.02.–31.03.2019
Eintritt frei
Historische Fotografien, wie eine Erinnerung zart auf eine scheinbar schwebende Leinwand projiziert. Familienbilder, über Jahrzehnte immer wieder in gleicher Pose aufgenommen, die Zeit und Individuum sezieren. Alltägliche Formen, die im Zwielicht der Nacht Kontraste setzen und wie etwas ganz anderes wirken. Alltagsgegenstände, die ein Eigenleben entwickeln und in Beziehung zueinander stehen. Authentische Innenaufnahmen und fast abstrakt wirkende Architekturfotos, die dem unbestechlichen, nüchternen Sujet eine gespenstische Schönheit verleihen.
Vielfalt ist das Stichwort, das am besten zur Gruppenschau des SHIFT-Projekts passt. Denn auf drei Etagen enthüllen die Teilnehmer des ersten SHIFT-Jahrgangs das künstlerisch-fotografische Potenzial der Region – und wie erfrischend unterschiedlich Themen und Ergebnisse sein können, wenn Profis auf den Auslöser drücken.
Mal ziehen Porträts von Frauen, futuristisch in Szene gesetzt, die Blicke auf sich, mal Fußballfans in voller Anfeuer-Montur, mal ist es ein ein Perspektivwechsel von oben, mal die verstörenderweise rein physische Nähe zwischen Mutter und Kind, mal das Ankommen in der Welt draußen eines Mannes, der 45 Jahre hinter Gittern lebte. Mit Positionen vertreten sind Florian Beckers, Andrea Borowski, Carl Brunn, Jörg Hempel, Andreas Magdanz, Johanna Reich, Marco Röpke, Marco Rose, Manja Schiefer, Peter Stollenwerk, Hugo Thomassen, Petra Warrass und Ernst Wawra.
Ausstellung von Andreas Magdanz im Kabinett des KuK Monschau, 25.11.-16.12.2018
Eine der ersten groß angelegten, professionell realisierten Fotoserien von Andreas Magdanz beschäftigte sich 1995 mit den zum Untergang verurteilten Dörfern und den landschaftlichen Zerstörungen des Braunkohlebergbaus in Garzweiler.
2000 folgte die mit einer opulenten Buchveröffentlichung verbundene Dokumentation der bis dahin streng geheimen Atombunkeranlage der Bundesregierung, „Dienststelle Mariental“. Dieser gigantische Schutzraum für die damaligen Eliten gehört zu den bizarrsten Bauwerken, die sich bundesrepublikanische Gehirne bislang ausgedacht haben. In ihren geradezu biblischen Dimensionen und ihrer archaischen Verdrängung des Todes scheint es mir angemessen, die magische Aura dieser labyrinthische Unterwelt mit der esoterischen Aura antiker Pyramiden zu vergleichen. Im Gegensatz zu dieser existenziellen Tiefe steht die geradezu rührende Bemühung der Erbauer um sowohl moderne als auch behagliche »Gemütlichkeit«. Dieses visuelle Spannungsfeld macht Marienthal zum ästhetischen Juwel bundesdeutscher Kleinbürgerlichkeit. Für die Nachwelt ist der gewichtige Prachtband von ganz besonderem Wert, da die Anlage Anfang der 2000er Jahre für 80 Millionen Euro »zurückgebaut«, sprich, zerstört wurde.
Magdanz’ nächstes Projekt, ein Fotoband über Auschwitz-Birkenau, grenzt fast schon an ein Wunder. Das genial provokante Cover zeigt ein Gänseblümchenfeld (sic), was aber keinesfalls ironisch verstanden werden darf. In den wunderschönen, nichts beschönigenden Aufnahmen gelingt dem Fotografen ein Kunststück, das man eigentlich für unmöglich halten würde. Trotz des zwischen den Zeilen überall herauslesbaren Bewusstseins, dass man als Deutscher, wenn von Versöhnung die Rede ist, besser den Mund hält, redet und flüstert das Buch auf eine unglaublich behutsame Art eben genau davon. Indem er nichts arrangiert, nichts ästhetisiert oder beklagt, lässt Magdanz eine alles überwuchernde Natur für sich selber sprechen. Das ist aber, an den Maßstäben des Buches gemessen, schon zu viel und zu platt gesagt. Hier gibt es nichts zu sagen, sondern nur zu schauen.
In den beiden folgenden Projekten »BND-Standort Pullach« und »Stuttgart Stammheim« besucht Magdanz zwei weitere Unorte bundesdeutscher Vergangenheit, die er ebenso unbestechlich, technisch aufwendig und generalstabsmäßig untersucht, wie man es inzwischen von ihm erwartet.
Rebellen, Malschweine und das Verschwinden des Internet
Ein Gespräch mit Johanna Reich zu ihrer Ausstellung »Resistance« im Kabinett des KuK vom 28.10.-18.11.
In ihrer Fotoserie »Resistance« befragt Johanna Reich Jugendliche aus zehn verschiedenen deutschen Städten im Alter zwischen 14 und 22 Jahren, welche Bedeutung für sie der Begriff »Resitance« in der heutigen Zeit hat und ob es für sie Idole des Widerstands gibt, mit denen sie sich identifizieren können. Daeas Bild des so ermittelten Widerständlers, Freiheitskämpfers oder Rebellen projiziert Reich auf das Gesicht des jeweiligen Jugendlichen und macht davon ein Foto. Die so entstandenen hybriden Physiognomien sind malerisch reizvoll und bieten Einblicke in das fragmentierte Wesen der Psyche, deren Anmutung an die explodierenden Gesichter des Malers Francis Bacon erinnert. Während bei Bacon die ultimative Verlassenheit des ins Absurde geworfenen Subjekts im Vordergrund stand, sieht Reich die Sache wesentlich versöhnlicher. Einer jüngeren Generation als Bacon angehörend, ist sie mit postmoderner Simulationsmodellen von Ich und Welt aufgewachsen und kann multiple, in digitalen Spiegelwelten pulverisierte Identitäten, in aller Ruhe untersuchen, ohne dies dramatisieren zu müssen.
Vor drei Jahren hattest du mit „Heroines und Amazonen“ (zu sehen auf der SHIFT-Website) ein ganz ähnliches Konzept mit Projektionen auf Gesichter wie jetzt in »Resistance« realisiert.
Lässt es auf einen »Photographers Block« schließen, dass du diesen Ansatz jetzt erneut thematisierst, oder auf einen langen konzeptuellen Atem?
Während des Projekts »Heroines und Amazonen« tauchte bei den Diskussionen mit den Jugendlichen auf Grund der alarmierenden politischen Entwicklung der letzten Jahre immer wieder das Thema Widerstand auf. Es blieb aber nie genug Zeit, alles zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Insofern erwuchs »Resistance« als logische Konsequenz aus dem vorangegangenen Projekt, quasi als Selbstläufer, den ich - nach anfänglichem Zögern - in die Freiheit entließ.
Resistance
Ausstellung von Johanna Reich im Kabinett des KuK Monschau, 28.10.-18.11.2018
„Die Frage, die man mir nun stellte, und zu deren Beantwortung ich hier antrete, lautet: Wo beginnt Widerstand? Sie suggeriert einen neuen Anfang, zu dem ich zurückgehen soll, um ihn aufzuspüren, auf ihn zu zeigen, ihm seine Neuartigkeit zu entreißen. Dieser Punkt müsste also ein Ereignis bezeichnen, von dem ab sich alles verändert. Bis hier her haben wir weggesehen, doch jetzt ist es zu viel. Solange habt ihr uns ausgebeutet, doch jetzt werden wir uns erheben und in unserem Widerstand uns gegen euch stellen. Entweder ein Kampf ums Überleben oder der totale Rückzug, der dem Anderen jeden Zugriff verweigert.“
(Reichert, André: Widerstehen und Werden. In: Hechler, Daniel und Philipps, Axel (Hg.): Widerstand denken: Michel Foucault und die Grenzen der Macht, Bielefeld 2008, S.136.)
Wie sich unsere Welt durch die Digitalisierung verändern wird, können wir immer noch nicht und immer weniger absehen. Die Zeit des Postdigitalen Zeitalters ist im politischen Diskurs durch zwei unterschiedliche Phänomene geprägt: Die Postdemokratie“ und die „Commons“. Der Begriff „Postdemokratie“ steht für die These, dass aufgrund der enormen Ausweitungen digitaler Kommunikation eine scheinbare Demokratie entsteht, bei der sich alle äußern können, aber letztlich doch nur wenige entscheiden. Der Ansatz des „Commons“ hingegen will Beteiligung und Entscheidungen direkt miteinander verbinden und so eine neue Institution entwickeln.
Vor dem Hintergrund einer nicht zu überblickenden Masse von instabilen und bedeutungsoffenen Bezugspunkten, Umbrüchen und Krisen, hinterfragt Johanna Reich, welche Haltung die heutige Generation von Heranwachsenden gegenüber den Themen Macht und Widerstand einnimmt. Im Projekt „Resistance“ befragt sie Jugendliche aus zehn verschiedenen deutschen Städten im Alter zwischen 14 und 22 Jahren, welche Bedeutung für sie der Begriff Widerstand in der heutigen Zeit spielt und ob es für sie Personen aus der Vergangenheit und Gegenwart gibt, mit denen sie sich identifizieren und die für sie wichtige Positionen des Widerstands ausmachen.