MANEGEN DER MACHT - Ausstellung von JÖRG HEMPEL im Kabinett des KuK
18.03.-08.04.2018
Jörg Hempels ungemein penibel und technisch raffiniert ausgeführten Schautafeln europäischer Plenarsääle zelebrieren auf formaler Ebene den Triumph von Symmetrie und Zentralperspektive.
Nicht nur seit Da Vincis „Abendmal“ oder Velázquez’ Szenen des spanischen Hofes gebührt dem absoluten Herrscher der vornehmste Platz im Schnittpunkt einer mehr oder weniger idealen Symetrie.
Nun ist die Herrschaft demokratisch gewählter Politiker in den seltensten Fällen absolut, aber die Ästhetik des Feudalismus wird vom „Pöbel“ schon seit 200 Jahren fleißig imitiert, um den eigen Machtanspruch zumindest ästhetisch zu legitimieren.
Dieser Perserteppich muss noch geknüpft werden, jenes Händel-Oratorium noch komponiert werden, die an die barocke Pracht und Herrlichkeit eines durchschnittlichen europäischen Plenarsaals heranreichen. Dabei ist es keine wirkliche Überraschung, dass es gerade die kleinsten und ärmsten Nationen sind, die sich den größten Luxus in der Gestaltung ihrer legislativen Versammlungsräume leisten.
Vom Sujet her scheinen die Arbeiten Hempels das genaue Gegenteil der einflussreichen Fotoschule von Bernd und Hilla Becher zu sein. Bei näherer Betrachtung sind sie in der asketischen Zurückhaltung des fotografierenden Subjekts her aber sehr ähnlich.
So gegensätzlich die Üppigkeit Hempels zur bildnerischen Askese der stilbildenden Arbeiten von Bernd und Hilla Becher aus den 60er und 70er Jahren zu sein scheinen, so sehr haben sie mit den Begründern der „Düsseldorfer Photoschule“ die spartanische Zurückhaltung im subjektiven Gestaltungswillen und das Bemühen um größtmögliche Sachlichkeit gemeinsam.
In diesem Zusammenhang ist es interessant, im Internet die relativ wenig bekannten Aufnahmen von Fachwerkhäusern der Bechers mit denen – nicht in „Manegen der Macht“ gezeigten – von Hempel zu vergleichen. Dieser gestattet sich im Gegensatz zu den streng zweidimensionalen Frontalansichten der Bechers eine geradezu verspielte „Kavalierperspektive“, die mit weniger strengen Dreiviertelansichten mehr von der Anmutung der Gebäude zeigt, dafür an ästhetischem Impetus verliert.
Ein geradezu berauschendes Erlebnis aber bietet der Farb- und Formenreichtum von Hempels parlamentarischen Innenräumen, deren reicher Ornamentik man sich um so bereitwilliger hingibt, im Wssen, dass die Gottgegebenheit ihres Herrschaftsanspruchs, im Gegensatz zu ihren feudalistischen Vorbildern nur nachgeahmt ist.
Gabor Baksay
Jörg Hempel – „Manegen der Macht“
18.03.-08.04.2018
Eine Ausstellung des Projekts SHIFT im Kabinett des KuK
Eröffnung am Sonntag, den 18.3. um 12 Uhr.
FOTOS VON DER AUSSTELLUNG