Andrea Borowski: Miranda und Paula

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Foto-Information


Aus der Serie „daheim“

Deep Surface
Gibt es einen Humanismus in der Fotografie? Oh, ja! Den unwiderlegbaren Beweis führen die menschenfreundlichen, von jeglichem postmodernen Zynismus, Sarkasmus oder Ironie unberührten Arbeiten von Andrea Borowski.
Sind diese Studien von freundlich in die Kamera blickenden Familienwesen deshalb naiv? Keineswegs. Dazu sind sie, zwar standarisiert, aber viel zu sorgfältig und detailverliebt inszeniert. Wenn hier ein Stück Teppich aus dem Off über den Bildrand hineinragt, kann man sich darauf verlassen, dass das keineswegs zufällig geschieht, sondern weil die Fotografin das ganz genau so haben will.
Hoch professionell ist das Farb-Finishing, das die Bilder mit einer Schicht preziöser Wertigkeit überzieht, das an kostbare Geschenkverpackungen erinnert– ganz im Sinne Andy Warhols, der nicht müde wurde, zu betonen, dass man hinter der Oberfläche seiner Bilder nicht nach »Tiefsinn« suchen soll. Seine Bilder seien exakt das, was deren Oberfläche zeigen würde und nichts anderes.
Diese sehr diesseitige Anti-Metaphysik machte Warhols Bilder, ebenso wie Borowskis Familienportraits deshalb nicht »oberflächlicher«, sondern im Gegenteil, mehrdeutiger, präsenter. Dass die Kunstkritik diesen, ihre berufsbedingte Erklärsucht in Frage stellenden Kunstauffassung, flugs mit dem Begriff der »deep surface« aus der Welt zu schaffen versuchte, darf man ruhig ein wenig amüsiert zur Kenntnis nehmen.
Die Aura einer mit sich selbst einverstandenen Existenz ist die einzige Überhöhung, falls es denn überhaupt eine ist, die Andrea Borowski ihren Bildern durchgehen lässt. In der quasi von innen leuchtenden Reinlichkeit der abgelichteten Personen bekommt das Wort »abgelichtet« eine körperhygienische Konnotation von »in Licht gebadet« vielleicht sogar »mit Licht abgeschrubbt«?
Was den Figuren dagegen völlig abgeht, ist eine dem Zeitgeist geschuldete Abgründigkeit oder Doppelbödigkeit, mit der z.B. jemand wie David Lynch gerne die honetten Bewohner seiner sauberen Gartenzaunidyllen ins Bodenlose stürzt. Andrea Borowski denunziert nicht, sie liebt.
Die Serie „daheim“ war ein Langzeitprojekt, an dem Andrea Borowski seit 2001 kontinuierlich gearbeitet hat. Eine Portraitserie von Menschen in ihren Wohnungen als Bestandsaufnahme und Dokumentation von privatem Lebensraum. Ausschnitt, Perspektive und Optik sind standardisiert.
Die Bildelemente Mensch und Raum sollen gleichberechtigt nebeneinander stehen. Die Person/en befinden sich in authentischen Situationen, in denen der Grad der Inszenierung, abgesehen von der Komposition, den Bewohnern selbst überlassen bleibt.
Die Vorgaben für die Portraitaufnahme sind die Anwesenheit aller Personen, die in der Wohnung bzw. Wohngemeinschaft leben, sitzend, mit Blick in die Kamera.
Die Fotoserie umfasst 108 Portraits.

  
 

Foto-Details


Fotografin: Andrea Borowski
Jahr: 2001-2008

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